Ein neues Kochbuch hat in mein mittlerweile prall gefülltes Regal Einzug gehalten: Simple von Yotam Ottolenghi. An dieser Stelle herzlichen Dank an den DK Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Gleich vornweg: Ottolenghi ist einer meiner liebsten Köche und Autoren! Seine Bücher kann man fast durchweg blind kaufen, enttäuscht hat mich bis jetzt noch keines. So auch sein „Simple“ nicht. Wenn ich eine Rangliste meiner Ottolenghi-Favoriten erstellen müsste, sähe sie so aus:
- Jerusalem 2. NOPI 3. Flavour 4. Simple 4. Genussvoll vegetarisch/Vegetarische Köstlichkeiten 5. Sweet
Sein Jerusalem ist einfach authentisch und voll an traditionellen Rezepten und gespickt mit Geschichten rund um das Essen, die Kultur und Menschen – ich finde es in dieser Art eines der besten Kochbücher überhaupt. Sein NOPI, benannt nach seinem gleichnamigen Restaurant, gibt rezepttechnisch Einblicke in die Restaurantküche mit seinen mehrgängigen Menüs, was es für den nachkochenden Hobbykoch wie mich interessant macht – in den Genuss eines NOPI-Besuchs kam ich leider noch nicht, so kann ich mir aber wenigstens ein „NOPI-Feeling“ nach Hause zaubern. Zurück zu seinem aktuellen Simple. Mit den darin enthaltenen 140 neuen Rezepten will Ottolenghi bei minimalem Aufwand den maximalen Geschmack herauskitzeln.
Ottolenghi’s Simple
Er setzt mit seinem Simple-Konzept in diesem Buch die Aspekte auf eine Küche, die man mit den Eigenschaften entspannt, entspannend, unstressig, einfach, unkompliziert, unangestrengt und unbeschwert beschreiben könnte – so tut es Ottolenghi jedenfalls in seinem Vorwort, wie die Idee zu diesem Buch kam. Man könnte ihn dabei durchaus mit Jamie Oliver vergleichen, nur dass dessen Stil ein gänzlich anderer ist. Und all das Einfache und Unkomplizierte impliziert dennoch kein Verzicht oder geschmackliche Abstriche im Ergebnis. Wichtig sind ihm immer Fülle, Vielfalt, Frische, nicht zuletzt beim Einkauf der Zutaten. Fehlen darf natürlich auch die typische Ottolenghi-Handschrift, wie man sie auch aus der Levanteküche von Samy Molcho kennt: viel frische Kräuter wie Minze, Petersilie, Koriander, Gewürze wie Sumach, Kreuzkümmel, Pul Biber und Korianderkörner, Zutaten wie Oliven, Knoblauch, Tahini, Zitrusfrüchte und immer viel Olivenöl!
Lachs mit Granatapfel-Salsa
Vergleicht man sein Simple mit seinen anderen Werken, dann fällt einem folgendes auf: es ist nicht rein vegetarisch wie sein „Genussvoll vegetarisch“ und „Vegetarische Köstlichkeiten“. Es ist nicht so aufwändig und gehoben wie sein „NOPI“ und nicht so traditionell gehalten wie sein „Jerusalem“. Im „Sweet“ geht es ausschließlich um Süßes wie Kuchen, Kekse und Desserts. Neu ist auch der Aufbau im „Simple“. Ottolenghi nutzt ein Ampelsystem, das aus sechs farbigen Piktogrammen besteht. Dadurch kategorisiert er die Rezepte in „Schnell fertig, Nicht mehr als 10 Zutaten, Lässt sich vorbereiten, Aus dem Vorrat, Macht sich fast von allein und Einfacher als gedacht“. So wird beispielsweise der Lachs mit Granatapfel-Salsa den Kategorien „Nicht mehr als 10 Zutaten“, „Einfacher als gedacht“ und „Schnell fertig“ zugeschrieben. Übrigens sind gefühlt 80% der Rezepte aus den Kategorien „Nicht mehr als 10 Zutaten“ und „Schnell fertig“, was dem Titel des Buches ja gerecht wird!
Pappardelle mit Harissa, schwarzen Oliven und Kapern
Das Ampelsystem lässt den Leser, je nachdem was er gerade sucht, schnell fündig werden. Das finde ich gut durchdacht, auch wenn diese Systeme bei weitem nicht neu sind – in Ottolenghis Büchern aber ein Novum. Ein klassisches Rezeptregister nach Zutaten ist dennoch im Anhang abgedruckt, sonst könnte man auch kaum schnell mal „irgendwas mit Lachs“ aussuchen. Und der weiteren Übersicht dient im Buch die Sortierung in Brunch, rohes und gegartes Gemüse, Reis/Getreide/Hülsenfrüchte, Nudeln, Fleisch, Fisch, Desserts, abgerundet durch Menüvorschläge, Festessen und der Erklärung der typischen Ottolenghi-Zutaten.
Gebackener Reis mit Minze und Granatapfel-Oliven-Salsa
Mein Fazit: Rundum gelungenes Buch mit tollen Bildern, die Lust aufs Nachkochen machen!